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 Das Durchlaufregal  

 

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1. Aufbau & Funktionsweise

Beim Durchlaufregal bewegt sich die Ware in der Regel auf einer Rollenbahn durch das Regal (siehe Grafik 1 + 2). Die Bewegung des hintereinander liegenden Lagergutes (= Blocklagerung) erfolgt typischerweise selbsttätig auf einer geneigten Regalebene (Durchlaufkanal) durch Schwerkraft oder mittels Antriebselementen. Es handelt sich somit um eine dynamische Lagerung.


Grafik 1:  Manuell bedientes Durchlaufregal
Quelle: www.ssi-schaefer.de


Je nach Gewicht der zu transportierenden Waren kommen Tragrollen (für schwere Lasten; s. Grafik 2), Röllchenbahnen (für leichte bis mittelschwere Lasten; s. Grafik 3) oder L-Profile bzw. Fachböden (für leicht rutschende Lasten  --> Beispiel: „Hamburger-Rutsche“ bei Mc Donald`s) zum Einsatz.


Grafik 2:
Rollenbahn-Element für schwere Lasten

Quelle:  www.bartels-logistic.de


Grafik 3:  Röllchenbahnen für leichte bis mittelschwere Lasten
Quelle: www.ssi-schaefer.de

Ist die Neigung zu gering oder gar nicht vorhanden (z. B. bei großen Kanallängen), so werden motorgetriebene Rollen oder Tragkettenförderer verwendet.
 

Ein- und Auslagerungsseite sind getrennt, d. h. das Einlagern erfolgt auf der einen, das Auslagern auf der anderen Seite des Durchlaufregals. Bauartbedingt ergibt sich somit zwangsweise das EinlagerungsprinzipFirst in - First out („zuerst rein – zuerst raus“).
 

Mit Bremsrollen kann man die Geschwindigkeit regulieren: so genannte progressive Bremsrollen (s. Grafik 4) bremsen unterschiedlich schwere und unterschiedliche Arten von Lagerhilfsmitteln automatisch auf einen festgelegten Wert ab. Die Neigung sollte 3 - 5 % nicht überschreiten, da sonst spezielle Bremssysteme erforderlich sind.

Hinweis: Die Angabe im Fachkundebuch von 8° erscheint nach intensiver Recherche bei Lagertechnikherstellern als problematisch, entspricht dies doch 14 % --> 14 cm auf 100 cm
(für die Kasseler: die Straße zum Herkules hat "gerade mal" 8 % Steigung --> aufs Fahrrad setzen und mal "erstrampeln", was das bedeutet!
J).

Grafik 4: Blick in das Planetengetriebe einer progressiven Bremsrolle
Quelle: www.saar-lagertechnik.de

 

2. Bedienung

Die Beschickung, aber auch die Entnahme kann manuell oder automatisch erfolgen (s. Grafik 5). Erfolgt die Entnahme bzw. Kommissionierung manuell, d. h. der Kommissionierer geht oder fährt zum Lagerplatz und entnimmt die Ware, dann handelt es sich um die statische Bereitstellung („Mensch zur Ware“). Wird die Ware hingegen automatisch vom Regalförderzeug zum Kommissionierplatz gebracht, dann liegt die dynamische Bereitstellung („Ware zum Mensch“) vor.


Grafik 5:  automatisch (oben) und halbautomatisch (unten) bedientes Durchlaufregal
Quelle: www.ssi-schaefer.de

Hinweis:
Fälschlicherweise wird dieses Regal oft ausschließlich als „Ware zum Mensch“-Regal bezeichnet: Bei den Prinzipien „Ware zum Mensch“ und „Mensch zur Ware“ geht es um die Bereitstellung der Güter. Betrachtet man nun den typischen Kommissioniervorgang, so sieht man, dass sich der Mensch in den meisten Fällen zum Lagerort bewegt und dort die Ware kommissioniert. Es handelt sich daher in diesen Fällen ganz klar um die statische Bereitstellung „Mensch zur Ware“!

Die grundsätzliche Frage lautet also: Wie lang ist der Kommissionierweg des Kommissioniers?

 

3. Bauformen

Die Regaltiefe (Kanallänge) orientiert sich an den verwendeten Lagerhilfsmitteln. Werden Paletten eingesetzt, dann beträgt sie meist 3 Mal die Palettenlänge;  es gibt aber auch Durchlaufregale mit 20 m langen Bahnen, die gleichzeitig als Reserve-/Pufferzone dienen. Die Rollenbahnen lassen sich auch nachträglich in jedes Standardregal einbauen und sind auch für Kühlhäuser lieferbar. Für letzteres sind aufgrund der besonderen Temperaturen spezielle Materialien (Rollenlager usw.) nötig). Bei Bedarf ist auch eine Pick-by-Light-Lösung in das Durchlaufregal integrierbar. Hierfür werden Quittierungstaster, Digitalanzeigen, Blinkleuchten usw. in/an das Regal montiert.

Je nach Art der verwendeten Lagerhilfsmittel unterscheidet man im wesentlichen 3 Arten von Durchlaufregalen: Paletten-Durchlaufregale, Behälter-Durchlaufregale und Durchlaufregale für Schachteln (s. Grafik 6). Das Durchlaufregal ist ein sehr effizientes Kompakt- bzw. Blocklager und gehört zum Typ der Schwerkraftregale.


Grafik 6:  Durchlaufregal für Schachteln / Stückgut
Quelle: www.ssi-schaefer.de

4. Einsatzbereiche

Dieses Regalsystem wird zur Kommissionierung für Kunden oder die Produktion eingesetzt. Es ist aufgrund seiner Vorteile und der Vielseitigkeit in allen Industrie- und Logistikbereichen wie Lebensmittel-, Automobil- und Pharmaindustrie, Chemieprodukte etc. einsetzbar.

 

5. Einzulagernde Güter: allgemeine Umschreibung & konkrete Beispiele

Das Durchlaufregal ist aufgrund des zwangsweisen und bauartbedingten Fifo-Prinzips ideal für die Lagerung verderblicher Produkte (--> Güter mit Haltbarkeitsdaten/MHD). Es ermöglicht aber auch eine gute Überwachung von Produktionsserien, Chargen und Lagerzeiten.

Es wird für große Mengen je Artikel bei kleinem bis mittlerem Sortiment eingesetzt. Aufgrund seiner Investitionskosten werden darin tendenziell eher hochpreisigere Güter, Artikel mit hoher Umschlagshäufigkeit oder einer Kombination dieser beiden Faktoren eingelagert. Es empfehlen sich tendenziell auch stoßunempfindlichere Güter.

Beispiele für konkrete Waren: Medikamente, hochwertige Öle, Kaviar, usw.

                            6. Vorteile                     &

Nachteile

·  kompakte Blocklagerung --> große Lagerkapazität

·  bauartbedingtes Fifo-Prinzip

·  hoher Füllgrad & gute Flächennutzung durch automatisches Nachrücken der Güter / keine Lückenbildung (--> Flächeneinsparung bis zu 30%)

·  sehr gute Raumausnutzung, da Fachhöhe nur wenig höher als eine Ladeeinheit sein muss (kaum „Höhenspiel“ nötig, da hauptsächliche Entnahmebewegung horizontal)

·  niedrige Greifzeiten, da Paletten immer vorne entnahmebereit

·  (sehr) große Wegzeiteinsparung durch Einsparung von Arbeitsgängen  --> hohe Kommissionierleistung

·  große Lagerkapazität, da Kompaktlager

·  leicht nach­träglich in vorhandene (Paletten)Regale einbaubar

·  vereint die Vorteile der Blocklagerung und des Einfahrregals

·  weniger Kommissionierfehler durch übersichtlichen Aufbau

·  gesteigerte Produktivität und Vereinfachung des Materialflusses durch getrennte Ein-/Auslagerung

·  geringere Unfallgefahr durch Trennung von Beschickungs- und Kommissioniergängen

·  Beschickung und/oder Entnahme durch automatische Regalförderzeuge gut möglich

·  ergonomische Greifkurve bei manueller Kommissionierung durch individuelle Anpassung der Regalebenen

·  gute Übersicht über die verfügbaren Artikel (leere Rollenbahnen sofort erkennbar)

·  Kanban-Prinzip durch Rücklaufkanal für leere Behälter mög­lich  --> Grafik 5 (rechts)

·  individuelle und schnelle Anpassungsmöglichkeit der Kanalbreiten und der Rollenteilungen an unterschiedliche Lagerhilfsmittelmaße

·  für den Einsatz im Nass- oder Kühlbereich stehen besondere Ausstattungen zur Verfügung

·  als Pufferregal Reduzierung innerbetrieblicher Fahrwege

·  der Schwerkraftantrieb ist kostenlos und an sich relativ störungssicher, da kein Strom benötigt wird

·  relativ hohe Investitionskosten

·  Wartungs- und Instandhaltungskosten (Rollenlager, Bremssysteme,…)

·  nicht jedes Lagerhilfsmittel geeignet

·  bei großen Bahnlängen können Güter verkanten  --> Unfallgefahr beim Lösen verklemmter Ladeeinheiten

·  Gefahr des Staudrucks bei großen Güterzahlen und langen Bahnen

·  Gefahr des Herausfallens der Güter am Ende der Bahn

·  Gefahr des Auffahrstoßes bei stoßempfindlichen Gütern

·  bei großer Sortimentsbreite nicht so geeignet  --> große Lagerfläche nötig

·  Störanfälligkeit bei Automatisierung (automatische Zu-/ Abfördertechnik durch Stetigförderer)

 

 



Grafik 5:

Durchlaufregal als Kanban-Regal:
rechts: vier Beschickungskanäle, links: vier Entnahmekanäle und oben: ein Rücklaufkanal

Quelle: www.bito.de

 

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